Optimierung der Paarbeziehung: Warum Paartherapie hilfreich sein kann
Zwischenmenschliche Beziehungen sind nicht immer einfach – sei es in Freundschaften, am Arbeitsplatz, in der Familie oder in Partnerschaften. Besonders in Partnerschaften kommen Menschen oft an ihre emotionalen und kommunikativen Grenzen. Es gibt viele Gründe dafür: Einerseits verbringen wir viel Zeit miteinander, andererseits sind wir in einer Partnerschaft auf eine besondere Weise voneinander abhängig, ähnlich wie es bei der Beziehung zwischen Kind und Eltern der Fall war. Diese enge Verbindung kann dazu führen, dass wir uns besonders stark durch unseren Partner „getriggert“ fühlen.
Warum uns die Partnerschaft besonders herausfordert
Zu Beginn einer Partnerschaft spielen Hormone und Endorphine eine zentrale Rolle – wir erleben eine Phase des „Verliebens“, in der es uns leichtfällt, Kompromisse zu schließen, offen zu sein und empathisch miteinander zu kommunizieren. Die anfängliche Phase ist von einer besonderen Magie geprägt, die uns glauben lässt, dass alles immer so harmonisch bleiben wird. Doch die Realität zeigt oft etwas anderes: Mit der Zeit kommen Unterschiede und Konflikte ans Licht. Dies ist ein natürlicher Prozess, den alle Paare früher oder später durchmachen.
Paare müssen nun lernen, wie sie auf gesunde und respektvolle Weise mit ihren Unterschieden und Konflikten umgehen. Wenn dies nicht gelingt, können sich ungesunde Kommunikationsmuster etablieren – und die Spannung innerhalb der Partnerschaft steigt.
Typische Anzeichen für eine ungesunde Beziehung
Oft merken Paare nicht, dass sie sich in einem ungesunden Beziehungsmuster verfangen haben. Zu den typischen Anzeichen gehören:
- Ständige Streitigkeiten über die gleichen Themen, ohne Lösung oder Fortschritt.
- Fehlende Intimität und emotionale Distanz.
- Rückzug und das Vermeiden von Konflikten.
- Feindseligkeit, die sich in passiver Aggression oder ständigen Nörgeleien äußert.
Solche Dynamiken schleichen sich über Monate und Jahre ein und werden oft zu festen Mustern. Es wird dann immer schwieriger, diese aus eigener Kraft zu durchbrechen.
Warum es so schwer ist, aus diesen Dynamiken auszubrechen
Der Markt bietet sehr viele gute Ratgeber, Podcasts und Kurse, die dabei helfen, Beziehungsprobleme zu lösen und Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern. Warum also scheitern viele Paare trotz des Wissens über diese Techniken?
Gründe, warum Paare oft scheitern:
- Unbewusste Dynamiken: Paare merken oft nicht, in welcher Art von negativen Dynamiken sie sich befinden. Eine ausgebildete Paartherapeutin kann diese Muster erkennen und aufzeigen, was dem Paar oft selbst nicht bewusst ist.
- Verletzte Gefühle und Groll: Laut dem bekannten Therapeuten David Schnarch entstehen in besonders engen Beziehungen oft tiefgreifende Enttäuschungen und Wunden. Diese können dazu führen, dass wir unseren Partner immer negativer sehen – auch wenn er uns nicht absichtlich verletzt hat.
- Kampf- oder Fluchtreaktionen: In Konfliktsituationen reagieren wir häufig mit den Impulsen „Fight“ (Angriff) oder „Flight“ (Rückzug). Diese oft tief verwurzelten Reaktionen sind manchmal schwer zu kontrollieren und können zu einer Eskalation der Konflikte führen.
- Dilemmata und ungelöste Konflikte: Wenn zwei Menschen nicht bereit sind, sich ihren schwierigen Themen und Dilemmata zu stellen, sondern weiterhin um ihre eigenen Bedürfnisse und Standpunkte kämpfen, verstärken sich die Konflikte.
- Geringe Differenzierung: Je geringer die Differenzierung eines Individuums oder Paares ist, desto schwerer fällt es dem Paar das Gleichgewicht zwischen Beziehung und Autonomie gut zu händeln.
Wie Paartherapie helfen kann
Eine professionelle Paartherapie kann Paaren helfen, ihre ungesunden Dynamiken zu erkennen und zu verstehen. Eine geschulte Therapeutin kann dabei unterstützen, die Wurzeln der Konflikte zu identifizieren und aufzuzeigen, wie jeder Einzelne zur aktuellen Situation beiträgt. Die Therapie fördert die Selbstreflexion und das psychologische Wachstum, was zu einer besseren Differenzierung der Partner führt. Dadurch wird die Beziehung widerstandsfähiger, authentischer und tiefgründiger.
Ein weiterer Vorteil der Paartherapie ist, dass sie einen sicheren Raum für ehrliche Gespräche schafft. Paare können sich hier auf eine konstruktive Weise mit ihren Problemen auseinandersetzen und gemeinsam Lösungen entwickeln, die für beide Seiten tragbar sind. In vielen Fällen geht es nicht darum, eine „einfache“ Lösung zu finden, sondern darum, schwierige Entscheidungen zu treffen und sich für einen Weg zu entscheiden, der beide Partner weiterbringt.
Fazit
Es ist vollkommen normal, dass Paare in schwierige Phasen geraten, auch wenn sie über umfangreiches Wissen in Kommunikation und Beziehungspflege verfügen. Die Umsetzung dieser Kenntnisse in die Praxis ist jedoch oft nicht einfach. Paare, die es trotz aller Bemühungen nicht schaffen, eine stabile und gesunde Beziehung zu führen, sollten sich nicht schlecht fühlen – die Unterstützung einer erfahrenen Paartherapeutin kann oft der Schlüssel zu einer erfolgreichen Veränderung sein.